CBTR-Tiefbaurechtspreis 2022 an Prof. Dr.-Ing. Jürgen Grabe
Laudatio zur Verleihung des Tiefbaurechtspreises 2022 des CBTR an Herrn Prof. Dr.-Ing. Jürgen Grabe
Laudator: Rechtsanwalt Johannes Jochem, Vizepräsident des CBTR
Hohe Festversammlung,
wie Sie wissen, wird die CBTR-Tagung normalerweise, wenn nicht gerade eine Pandemie vorherrscht, alternierend zur Baugrund-Tagung der Deutschen Geotechnischen Gesellschaft, mithin alle 2 Jahre veranstaltet. Dieser Modus bringt es mit sich, dass wir bei den jeweiligen Tagungen des CBTR zwei Preisträger ehren – entsprechend unseres interdisziplinären Zuschnitts aus den Bereichen Tiefbaurecht und Baubetriebswirtschaft sowie Tiefbautechnik. Große Namen finden sich hier in den vergangenen 20 Jahren auch im Bereich Geotechnik und Baubetrieb, die ich ergänzend zu den von meinem Vorredner Prof. Wirth schon genannten Baurechts-Korryphäen kurz aufführen möchte: Prof. Dr. Dr. Rudolf Floss, Akademiedirektor Paul von Soos, Prof. Dr. Dr. Viktor Rizkallah, Prof. Dr. Hans-Georg Kempfert, Dr.mult. Karlheinz Bauer, Prof. Dr. Martin Ziegler, Prof. Dr. Rolf Katzenbach, Prof. Dr. Thomas Bauer und Dr. Karl Morgen!
Heute habe ich die Ehre und Freude, einen weiteren großen Namen diesem „Who-is-Who“ – wie mein Vorredner Präsident Axel Wirth es genannt hat – hinzufügen zu dürfen: Er ist ein herausragender Vertreter der Geotechnik und insbesondere auch des Offshore-Bauens – womit sein Name eigentlich schon genannt ist: Prof. Dr.-Ing. Jürgen Grabe, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der im Baugrundbereich maßgeblichen Deutschen Gesellschaft für Geotechnik!
Seine Verdienste um die Wissenschaft und Praxis im Zusammenhang mit dem Bau- und Meeresgrund vollständig aufzuzählen, würde gutes Sitzfleisch bei Ihnen, verehrte Festgäste, voraussetzen. Ich beschränke mich deshalb auf einige ausgewählte Highlights, wie man modern sagt, um die Verdienste des neuen Tiefbaurechts-Preisträgers Prof. Dr. Jürgen Grabe aufzuzeigen. Lassen Sie mich damit beginnen, dass der Geehrte als Inhaber des Lehrstuhls für Geotechnik und Baubetrieb an der bekannten Universität Hamburg-Harburg mit einer kaum noch überschaubaren Zahl an wissenschaftlichen Veröffentlichungen der Fachwelt Wegweiser und Hilfestellungen für den richtigen Umgang mit der schwierigsten aller Baukomponenten, nämlich dem Baugrund, an die Hand gegeben hat. Und die Vorträge, mit denen Prof. Grabe seine jeweiligen Auditorien begeistert, sind wegen ihrer Verständlichkeit ein weiteres Markenzeichen des Wissenschaftlers, der seine Herkunft aus der Praxis mit Tätigkeiten beim Ingenieurbüro IGB in Hamburg, Niederlassungsleiter bei Tritschler & Partner in Potsdam und Zweigniederlassungsleiter Hamburg der Firma Bauer Spezialtiefbau von 1996 bis 1998, während der u.a. das riesige Boehringer-Gelände saniert werden musste, auch insoweit bestens einzusetzen vermag!
Wie sah aber der Weg bis heute – im Eiltempo nachvollzogen – aus?
Sehr abwechslungsreich: Geboren 1959, machte Prof. Grabe in Hamburg sein Abitur und studierte dann ab 1980 an der TH Hannover Bauingenieurwesen. Nach dem Abschluss als Diplom-Ingenieur wurde er Forschungsassistent am Institut für Boden- und Felsmechanik der Universität Karlsruhe und promovierte dort 1991 bei Prof. Dr. Gudehus mit einer Arbeit zu experimentellen und theoretischen Untersuchungen zur flächendeckenden dynamischen Verdichtungskontrolle. Im Jahr 1998 erhielt er den Ruf auf den Lehrstuhl für Geotechnik und als Direktor des Instituts für Geotechnik und Baubetrieb der TU Hamburg-Harburg. Zu seinen Schwerpunkten zählen die numerische Modellierung, die Bodenverdichtung, Pfahlgründungen und die immer bedeutender werdende Marine-Geotechnik.
Dass eine solche Koryphäe auch in den wesentlichen Grundbau-Normenausschüssen sowie Fachvereinigungen nicht fehlen darf, versteht sich von selbst. Beispielhaft seien neben dem schon erwähnten Vorstandssitz der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik nur genannt: Der Geehrte ist stellvertretender Leiter der Fachsektion „Bodenmechanik“ in der DGGT und Mitglied des Editorial Board der Zeitschrift „geotechnik“. Daneben füllt er noch zahlreiche weitere maßgebende Vorstands-und Mitgliedschaftsposten aus. So etwa als wissenschaftlicher Beirat der Bundesanstalt für Wasserbau oder in der Internationalen Gesellschaft für Bodenmechanik und Geotechnik als Mitglied in den Technischen Ausschüssen TC 209 „Offshore Geotechnik“ und TC 203 „Numerische Methoden in der Geotechnik“. Der neue Preisträger war auch von 2009 bis 2020 Vorsitzender des Arbeitsausschusses Ufereinfassungen der Hafentechnischen Gesellschaft HTG und der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik DGGT, die die Empfehlungen des Arbeitsausschusses Ufereinfassungen (EAU) herausgeben. 1992 erhielt Prof. Dr. Grabe bereits den Carl Rappert Grundbau Preis der DGGT und im gleichen Jahr den Fritz-Peter Müller Preis für Baudynamik der Universität Karlsruhe. Im Jahr 2019 wurde der „Geotechniker aus Leidenschaft“ mit einer der höchsten Auszeichnungen im Bereich der Geotechnik, nämlich mit der Vienna Terzaghi Lecture geehrt. Das ist eine Herausstellung und Vorlesung auf der alle zwei Jahre stattfindenden Österreichischen Geotechniktagung. Sie wird organisiert von der Vereinigung Österreichischer Bohr-, Brunnenbau- und Spezialtiefbauunternehmungen (VÖBU), dem Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein (ÖIAV), vom Österreichischen Nationalkomitee (ASMGE) im ÖIAV der International Society for Soil Mechanics and Gentechnical Engineering und dem Institut für Geotechnik, Grundbau, Boden- und Felsmechanik der Universität Wien und findet seit 1997 statt. Sie ist zu Ehren von Karl von Terzaghi, einem der bedeutendsten geotechnischen Gelehrten benannt.
Dass Prof. Grabe auch im Beirat des CBTR vertreten ist, stellt bei so viel Sachverstand fast schon eine Selbstverständlichkeit dar.
Abschließend darf ich festhalten: Mit Prof. Dr.-Ing. Jürgen Grabe gehört nun ein weiterer herausragender Wissenschaftler und Praktiker aus dem Bereich der Geotechnik und des Tunnelbaus zum Kreis der Tiefbaurechtspreisträger des CBTR, auf den wir alle sehr stolz sein dürfen: Herzlichen Dank, lieber Herr Prof. Grabe, für Ihr jahrzehntelanges unermüdliches Wirken zur Weiterentwicklung des Bauwissens im Zusammenhang mit dem Überraschungsbaustoff „Baugrund“! Und auch Danke dafür, dass Sie – ebenso wie Ihr Mitgeehrter Prof. Messerschmidt – zu den treuesten Teilnehmern unserer Tagungen seit nunmehr 20 Jahren zählen. Möge Sie Ihre schöne Bronze-Schaufel, mit der Sie auch Ihre Balkonpflanzen bearbeiten können, immer an diesen Moment des Dankes und der Anerkennung erinnern!
Herzlichen Glückwunsch zum Tiefbaurechtspreis!