CBTR-Tiefbaurechtspreis 2009 an Prof. Dr. ing. Victor Rizkallah

Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Victor Riizkallah (Mitte) mit Präsident Prof. Dr. Wirth (r.) und Vizepräsident Grauvogl

Laudatio

zur Verleihung des Tiefbaurechtspreises an
Prof. Dr.-Ing. Dr.h.c. mult. Viktor Rizkallah
durch den Vizepräsidenten des CBTR
Rechtsanwalt und Lehrbeauftragter für Baurecht Josef Grauvogl
am 26. Juni 2009 in Dresden

Sehr geehrter Herr Präsident Professor Wirth, sehr verehrte Festgäste,

zum 9. Mal in der Geschichte des CBTR erhält in wenigen Minuten eine herausragende Persönlichkeit für ihr jahrzehntelanges hervorragendes Wirken im Baugrund- und Tiefbaubereich die bronzene Asparagus-Schaufel als künstlerisches Symbol des Tiefbaurechtspreises von unserem Präsidenten überreicht. Und es wird, nach den Preisträgern Prof. Dr. Dr. Rudolf Floss, leitendem Akademiedirektor im Ruhestand Dipl.-Ing. Paul von Soos und Dr. Dr. h.c. Karlheinz Bauer, der anlässlich seines 80. Geburtstags im vergangenen Jahr die Auszeichnung entgegen nehmen konnte, der 4. Repräsentant aus dem Bereich der fTiefbautechnik sein.

Sie sehen also, meine sehr verehrten Damen und Herren, dass wir den interdisziplinären Gedanken ernst nehmen und nicht „juristenlastig“ (rechtslastig wäre der falsche Ausdruck!) – sind. In den Stiel fder Schaufel, der einen Spargel symbolisiert, weil der Sitz des CBTR in der „Welt-Spargelstadt“ Schrobenhausen als Sitz des Europäischen Spargelmuseums ist, haben wir einen Namen eingraviert – und ebenso in der Verleihungsurkunde aufgeführt – der schwer zu schreiben, aber gut auszusprechen, insbesondere aber seit mehr als 45 Jahren praktisch ein Synonym für Erd- und Grundbau, aber auch Spezialtief-, Hafen- und Deponiebau und nicht zuletzt der Schadensforschung im Tiefbau schlechthin geworden ist:

Prof. Dr.-Ing., Dr.-Ing. E.h. Victor Rizkallah findet sich auf der Gravur und ich gratuliere – mit Ihnen allen zusammen, sehr verehrte Festgäste – schon jetzt und vorab Ihnen, verehrter Herr Professor Rizkallah, mit besonders großer Freude zu dieser Auszeichnung! Denn mit dieser Ehrung dankt das CBTR für ein unglaublich vielseitiges Wirken im Zusammenhang mit dem Baugrund! Als Vizepräsident des CBTR ist es deshalb für mich eine besonders große Ehre und Freude, heute die Laudatio für Sie, verehrter Herr Prof. Rizkallah, halten und den Höhepunkt jeder CBTR-Tagung einleiten zu dürfen!

Betrachtet man das Leben und Wirken des im Jahre 1933 in Cairo, nahe am Suez-Kanal geborenen und dort aufgewachsenen Preisträgers, dann fällt zunächst nicht nur die unglaubliche Vielsprachigkeit – deutsch, französisch, englisch, arabisch, italienisch und spanisch – auf, sondern auch die Vielseitigkeit der Tätigkeiten, die Prof. Rizkallah im Verlaufe seines bisher 75 Jahre währenden Lebens ausübte und zum Teil immer noch zum Lebensinhalt macht:

Besuch einer französischen Missionsschule, Abitur, Lehre als Bankkaufmann, Studium des Bauingenieurwesens an der Universität Cairo, 1968 Promotion und 1973 Habilitation, Übernahme des Lehrstuhls für Grundbau und Bodenmechanik an der Universität Hannover im Jahre 1978, Vizepräsident der Universität, Berater mehrerer Universitäten im Ausland, Mitglied im Senat und Konzil der Universität Hannover, mehr als 120 Veröffentlichungen zu geotechnischen Themen, Gründung einer eigenen Ingenieurgesellschaft für Erd- und Grundbau, Spezialtiefbau, Hafen- und Deponiebau, Arbeit als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger, Berater zahlreicher Firmen und Institutionen, Präsident der Ingenieurkammer Niedersachsen, Mitglied im Präsidium der VDI-Fachgruppe Hannover, Vorsitzender des Haushalts- und Finanzausschusses der Bundesingenieurkammer, Mitglied in mehreren Fachkommissionen und Fachausschüssen der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik, Vorsitzender des Fachausschusses „Ufereinfassungen“ und unglaublich viele weitere Aktivitäten. Diese alle hier aufzuzählen, würde sicher den Abend füllen.

Und alleine schon die soeben erfolgte Aufzählung des Wirkens von Prof. Rizkallah wäre mehr als ausreichend, die Verleihung des Tiefbaurechtspreises als Dank und Anerkennung der Fachwelt zu rechtfertigen. Es gibt aber noch eine Reihe weiterer Gründe, die zur Ehrung Anlass gaben: Prof. Dr. Rizkallah hat sich gerade für die Schnittstelle von Tiefbautechnik und Tiefbaurecht in besonderer Weise eingesetzt und insbesondere durch seine „Bauschadensforschung“, die in zahlreichen Bänden greifbaren Niederschlag gefunden hat, einen unschätzbaren Beitrag zum Verständnis für die Gefahrenpotentiale im Zusammenhang mit jeglichen Baugrundarbeiten geleistet: Wer einmal das Glück hatte, die mit drastisch-deutlichen Worten dargelegten Problemfelder etwa bei der Gründung von Bauwerken, bei der Herstellung von Baugruben oder bei der Absenkung von Grundwasser, von Prof. Rizkallah aufgezeigt zu bekommen – oder diese in seinen Werken nachgelesen hat -, dem wird spätestens bewußt geworden sein, welche Risiken bei Tiefbauarbeiten aller Art bedacht und gemeistert werden müssen. Die souverän-klare Ausdrucksweise und die Kraft der Worte haben deshalb schon so manches Fiasko im Zusammenhang mit dem Baugrund verhindern – oder aber dessen Ursachen für Gerichte nachvollziehbar machen helfen – können. 

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

ich könnte Ihnen noch viel, viel mehr aus dem Leben und Wirken des Preisträgers berichten. Doch dies würde Prof. Dr. Rizkallah sicher nicht wollen. Denn er hat nie großes Aufheben hinsichtlich seiner Arbeit gemacht. Diese wurde jedoch in vielfältiger Weise von der Öffentlichkeit gewürdigt: Das Bundesverdienstkreuz zählt ebenso dazu wie die Ehrenbürgerwürde der Stadt Hannover, die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Duisburg-Essen, die Ehrenmedaille der Wissenschaft der Universität Danzig in Polen oder die Goldene Ehrennadel der Ingenieurkammer Niedersachsen, um nur einige von vielen Auszeichnungen zu nennen.

So erschien es dem CBTR nur folgerichtig, die Lebensleistung von Ihnen, lieber Herr Prof. Dr. Rizkallah, auch mit dem Tiefbaurechtspreis zu würdigen. Zumal Sie mit Ihren Forschungen auch an der Tiefbaurechtsgeschichte mitgeschrieben haben – und so vielen Gerichten verdeutlich haben, dass zwischen dem Hoch- und Tiefbau ein entscheidender Unterschied besteht: Dort ist alles prüf-, mess-, kontrollier- und einsehbar, während der Baugrund selbst bei noch so guter Untersuchung immer Geheimnisse bergen und für Überraschungen gut sein kann!

Damit darf ich ganz förmlich feststellen:

Herr Prof. Dr. Victor Rizkallah hat sich um das Tiefbaurecht mehr als verdient gemacht. Deshalb dankt das Centrum für Deutsches und Internationales Baugrund- und Tiefbaurecht heute durch die Überreichung der Urkunde und der bronzenen Asparagus-Schaufel, die wir Ihnen nunmehr überreichen dürfen!

Danke für Ihr Lebenswerk!