Tagung 2005 in Rottach-Egern

Bautechnik und Baurecht im Dialog

Zum vierten Mal trafen sich rund 150 Experten aus Tiefbautechnik, Tiefbaurecht und Baubetriebswirtschaft zu einer interdisziplinären Fachtagung des Centrums für deutsches und internationales Baugrund- und Tiefbaurecht (CBTR).

Nach Schrobenhausen, Stuttgart und Berlin war diesmal Rottach-Egern am bayerischen Tegernsee Tagungsort. Auch diesmal gaben sich wieder namhafte Vertreter aus allen Fachbereichen die Ehre, darunter mit Prof. Kniffka, Dr. Kuffer und Prof. Thode auch drei Mitglieder des „Bausenats“ des Bundesgerichtshofs sowie unter anderem Vertreter von Bauunternehmen und -konzernen, Ingenieurbüros, Sachverständige, Richter und Bauanwälte aus ganz Deutschland und Österreich.

Fragen zum Systemrisiko

Dr. Johann Kuffer, Richter am Bundesgerichtshof, hinterfragte in seinem Fachreferat die Lehren vom „Baugrundrisiko“ und „Systemrisiko“. Wer trägt die Verantwortung, wenn der Baugrund trotz bestmöglicher Erkundung von dem abweicht, was die Bodengutachten vorgeben ? Diese Frage hat häufig erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen. Kuffer gab einen Überblick über die aktuelle Rechtsprechung zu der Thematik, unter anderem zum ersten obergerichtlichen Urteil zum „Systemrisiko“, das das OLG München im Oktober 2003 gesprochen hatte.

Baugrundprobleme gestern und heute

Baugrundprobleme in der aktuellen Zeit sind Vorgänge, die vielfältig wissenschaftlich untersucht und erforscht werden. Aber auch viele Generationen zurück müssen systembedingt Gründungsprobleme – gerade bei Großbauten – eine im wahrsten Sinne des Wortes tragende Rolle gespielt haben. Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Rudolf Floss, emeritierter Ordinarius an der TU München und Leiter der Fachsektion Kunststoffe in der Geotechnik der DGGT, gab in seinem Vortrag aufschlussreiche Einblicke in Baugrundprobleme im Tegernseer Tal und entsprechenden Lösungswegen vom Klosterkirchenbau vor hunderten Jahren bis zur Gegenwart.

„Cargo Cap“ – ein neues Transportkonzept

Aus technischer und rechtlicher Sicht beleuchteten Prof. Dr.-Ing. Dietrich Stein und Rechtsanwalt Dr. Falk Würfele ein zukunftsweisendes Konzept für ein völlig neuartiges Transportsystem. „Cargo Cap – die fünfte Transportalternative“ sieht eine unterirdische Vernetzung von Ballungsräumen vor. Güter können schnell und ohne Stau und Umweltbelastung in Röhren unter der Erde automatisiert direkt von Haus zu Haus transportiert werden. Die Rentabilität und praktische Umsetzbarkeit ist bereits an Hand eines Entwurfs für eine „Ruhrgebietstrasse“ mit einer Länge von rund 80 Kilometern von Dortmund bis Duisburg untersucht worden.
Im Rahmen einer Exkursion konnten sich die Tagungsteilnehmer diesmal über den imposanten Klosterkirchenbau in Tegernsee unter anderem unter bautechnischen Aspekten informieren.

Tiefbaurechtspreise verliehen

„Ehre, wem Ehre gebührt“ – dieses Motto trifft auch für den Tiefbaurechtspreis des CBTR zu. Seit der ersten Tagungsveranstaltung im Jahr 2001 verleiht das Centrum für jedes Jahr einen Preis in Form einer so genannten „bronzenen Asparagusschaufel“. Sie ist eine stilisierte Schaufel als Symbol des Tiefbaus mit einem Griff in Form einer Spargelstange, die wiederum auf den Sitz des CBTR in bayerischen Spargelmetropole Schrobenhausen hinweist. In den vergangenen Jahren waren regelmäßig namhafte Baujuristen ausgezeichnet worden. Nach den Professoren Dr. Götz von Craushaar, dem Begründer der „Freiburger Baurechtstage“, Dr. Gerd Motzke, Vorsitzender Richter eines Bausenats am OLG München, und Dr. Claus Vygen, Vorsitzender Richter am OLG Düsseldorf a.D. galt es heuer, wegen der Umstellung auf einen nunmehr zweijährigen Tagungsturnus gleich zwei Persönlichkeiten zu ehren.

Erstmals wurde die Ehre des Tiefbaurechtspreises heuer auch einem Vertreter der Bautechnik zuteil: Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Rudolf Floss. Als einen der größten Pioniere der Tiefbautechnik und „Geovlies-Papst“ bezeichnete CBTR-Vizepräsident Josef Grauvogl den Geehrten in seiner Laudatio. Er habe im Laufe seiner langjährigen Tätigkeit wesentlichen Einfluss auf einen sicheren und wirtschaftlichen Grundbau genommen.

Eine weitere Premiere war die Verleihung des CBTR-Tiefbaurechtspreises an Prof. Dr. Klaus Kapellmann, Honorarprofessor für Baurecht an der RWTH Aachen. Erstmals erhielt den Preis damit ein Vertreter der Anwaltschaft, so CBTR-Präsident Prof. Dr. Axel Wirth in seiner Laudatio für einen „herausragenden Baujuristen“.