Tagung 2017

Internationale CBTR-Tagung am 15.+16. Juni 2017 in Mainz

Als Jubiläumstagung ging die 10. CBTR-Veranstaltung am 15. und 16. Juni 2017 in Mainz über die Bühne: 10 Tagungen in 15 Jahren seit der Gründung des CBTR im Jahre 2002 waren Anlass für eine besondere Ausgestaltung des Treffens zahlreicher Vertreter des „Bauens in der Tiefe“, gleich ob Universitätsprofessoren, Bauunternehmer, Richter oder Baujuristen. Und alle waren begeistert von der besonderen Atmosphäre, die beim come-together-evening im Restaurant CITRUS und am nächsten Tag im Hyatt Regancy Mainz, direkt am Rhein gelegen, entstand:

Unter Leitung von Präsident Prof. Dr. Axel Wirth und Gründungspräsident Prof. Dr. Klaus Englert waren es aber insgesamt die hochkarätigen Vorträge und die interessante Exkursion auf dem Rhein am 16. Juni 2017 in der Landeshauptstadt Mainz, die das Kommen mehr als lohnten.

Nach der Einführung durch Prof. Dr. Wirth, bei der zunächst dem am 27. März 2017 verstorbenen Tiefbaurechtspreisträger Rechtsanwalt Dr. Dieter Putzier (Hamburg) die letzte Ehre erwiesen wurde und dann die zahlreichen Tätigkeiten des CBTR, u.a. durch die Mitherausgabe der Merkblätter „Vorsicht Kampfmittel!“ und „Baulärm“ zusammen mit dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und der BGBau sowie der 5. Auflage des Handbuchs Baugrund- und Tiefbaurecht (federführender Herausgeber Prof. Dr. Klaus Englert), angeführt wurden, begann Prof. Dr. Rolf Kniffka, der langjährige Vorsitzende des VII. Senats beim BGH, die Vortragsreihe. Er befasste sich dabei kritisch-deutlich mit der „schwierigen Beziehung des BGH zum Baugrund“. Die mehr als interessante Auseinandersetzung mit dieser gerade für Juristen nur schwer fassbare Materie ist für Interessierte bei der Geschäftsstelle des CBTR abrufbar. Einleitend stellte der Redner die große Bedeutung des vor 15 Jahren gegründeten CBTR heraus, das maßgeblich zur Bewusstseinsbildung hinsichtlich der Besonderheiten des Baugrunds sowohl für das Recht als auch die Geotechnik beigetragen habe.

Im zweiten Vortrag befasste sich anschließend Prof. Dr. Thomas Bauer, der langjährige Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie und Vorstandsvorsitzende des überwiegend dem Spezialtiefbau und Tiefbau-maschinenbau zuzurechnenden Weltkonzerns BAUER AG mit der Streitkultur am Bau, die zu einer win-win-Lösung aus dem lose-lose-Dilemma geführt werden müsse. Die eindrücklichen Ausführungen regten die Teilnehmer aus Universitäts-, Hochschul-, Richter-, Anwalts- und Unternehmerkreisen zu verstärktem Nachdenken an. Mit großem Interesse verfolgten die Zuhörer auch den weiteren Vortrag, der sich mit den geotechnischen Problemen des Spezialtiefbaus im speziellen Baugrund des Mainzer und Frankfurter Beckens befasste. Dabei zeigte Universitätsprofessor Dr. Rolf Katzenbach von der TU Darmstadt eindrücklich die Auswirkungen der Labilität  des Baugrunds, auf dem Hochhäuser errichtet werden, auf. Ausgangspunkt seines Referats war dabei der „Hohe Dom zu Mainz“, der nur durch eine besondere Technik vor dem Einsturz aufgrund der nachgebenden Gründungspfähle bewahrt werden konnte. Zum Abschluss des Vortragsteils begeisterten dann die Repräsentanten von Hamburg Port Authority, also der Hamburger Hafenbehörde, mit ihrem Dual-Vortrag: Rechtsanwältin Lisa Mathias und Dipl.-Ing. Eckhard Jost stellten dabei nicht nur die gewaltigen Dimensionen des Schifffahrtsbereiches der Hansestadt vor, sondern verstanden es auch, die Besonderheiten der Ausschreibung von Hafenbauarbeiten plastisch und nachvollziehbar darzustellen.

Am Mittag gingen dann alle Teilnehmer – traditionsgemäß bei jeder CBTR-Tagung – auf ein eigenes Schiff („Möwe“), das Rheinabwärts die Möglichkeit eröffnete, unter fachkundiger Erläuterung durch Univ.-Prof. Dr. Rolf Katzenbach unmittelbar die Besonderheiten, die von der Erdgeschichte in geologischer Hinsicht geschaffen worden sind, in Augenschein zu nehmen.

Schließlich endete die Tagung mit dem Festakt zur Verleihung des Tiefbaurechtspreises. Dieser wurde an zwei herausragende Persönlichkeiten im Zusammenhang mit ihrem Wirken hinsichtlich der Baugrundproblematik verliehen:

Zunächst trug Prof. Dr. Axel Wirth die Laudatio für Prof. Dr. Thomas Bauer vor. Dabei stellte der Laudator die besondere Lebensleistung des Geehrten heraus, der maßgebend zur Fortentwicklung der Tiefbautechnik, aber auch des Tiefbaurechts beigetragen habe. Zudem sei Prof. Dr. Bauer auch der Motor der Einführung eines Ethikmanagements am Bau gewesen, das sich heute als sehr positiv zeige.

Eine besondere Würdigung seines baurechtlichen Wirkens erfuhr auch VorsRiBGH a.D. Prof. Dr. Rolf Kniffka. In der Laudatio zur Verleihung des Preises wies der Gründungspräsident des CBTR, Prof. Dr. Klaus Englert, insbesondere auf das tiefe Verständnis der speziellen Probleme des Bauens mit, auf und im Baugrund hin, das in zahlreichen Entscheidungen und Veröffentlichungen von Prof. Dr. Kniffka nachzuvollziehen sei.

Die Laudationes sind in der Rubrik Tiefbaurechtspreis nachzulesen.

Eine Besonderheit ist abschließend hervorzuheben:

Es war dem Organisationsteam gelungen, alle drei Referenten, die auch bei der allerersten Tagung Vorträge gehalten hatten, wieder ans Rednerpult zu bringen: Prof. Dr. Rolf Kniffka, Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach und Prof. Dr.-Ing. E.h. Dipl.-Kfm. Thomas Bauer. Der im Jahre 2002 vierte Redner, Prof. Dr. Klaus Vygen, war im Jahre 2011 verstorben.